facebook ade - es reicht!

Stellen Sie sich vor, Sie haben sich mit einer Freundin in Ihrem Stammlokal getroffen und reden über dies und das. Der Wirt hält sich dezent im Hintergrund. Er bedient Sie zuvorkommend, Sie fühlen sich wohl. Dann stellen Sie fest, dass der nette Wirt ihr gesamtes Gespräch - vom Eintreten in die Kneipe bis zum Verlassen - alles mitgehört hat. Er protokolliert dies fein säuberlich. Beim nächsten Besuch sprechen Sie ihn darauf an. Bereitwillig überlässt er Ihnen den Verlauf der bisherigen Gespräche. Wie finden Sie das?

Wir, das Orga-Team der Spitzenfrauen, möchten diese Kneipe zur Zeit nicht besuchen. Diese virtuelle Kneipe ist facebook. Aufgrund des Datenskandals von facebook haben wir uns entschieden, die Seite der Spitzenfrauen im Norden auf facebook zu löschen. Bei tieferen Recherchen in den Einstellungen haben wir festgestellt, dass tatsächlich alles (!) gespeichert wird. Für einen einzelnen facbook-Nutzer mag dies nicht wichtig sein. Viele denken: "Das, was ich tue, ist ja nicht tragisch oder wirklich relevant für andere!" Einzelne Posts oder Fotos, die hier gespeichert sind, können nicht gelöscht werden.

Nicht nur das. Da sind dann auch die Apps, die eine facebook-Nutzerin irgendwann einmal gelikt hat. Und schwupp, hat diese App Zugriff auf die Daten ihres Accounts, sofern der Zugriff nicht von vornherein von der Nutzerin eingeschränkt wurde. Die Wenigsten waren sich dessen bewusst. Denn, nur wer sich stets intensiv mit den Neuerungen rund um facebook inklusive der sich immer wieder ändernden AGBs auseinandersetzt, behält hier die Übersicht. Das macht die Sache bedenklich.

Auch wenn die Datensammelwut für die einzelne Nutzerin im ersten Eindruck nicht tragisch scheint, stellt sich die Frage, inwieweit andere auf diese Inhalte zugreifen können. Und das macht es spannend, zumindest für facebook und Influencer.

facebook lebt von Werbung. Und da schon so viele Daten von Nutzerinnen und deren Nutzungsverhalten vorhanden sind, schlägt facebook Seitenbetreibern vor, wie mehr Personen der Zielgruppe erreicht werden können. Das ist für Unternehmerinnen interessant, weil facebook regelmäßig informiert, welche ihrer Beiträge einer Fanpage wie oft geklickt, gelikt oder geteilt werden. Für Unternehmerinnen und Unternehmer eine tolle Sache, da die Kosten überschaubar bleiben und die Streuverluste der Werbeanzeige gering sind.

Geschmacklos wird es, wenn facebook als Datenkrake diese Informationen an Dritte weitergibt und über diese Kanäle gezielte Informationen wie auch Wahlwerbung laufen. Als Nutzerin und Nutzer ist man dem hilflos ausgeliefert. Auch ist offen, welche Daten genau wozu genutzt wurden / werden. Das Problem sind nicht die Daten selbst, sondern dass wir die Kontrolle darüber in die Hände eines mächtigen auf Profit ausgerichteten Systems geben.

Katharina Nocun verglich am 27.03.2018 auf handelsblatt.com sehr treffend:

Einer Kneipe, die den Inhalt unserer Gespräche sowie unsere Interaktion mit dem Gesprächspartner protokolliert und analysiert, um passende Werbung einzublenden, würden die meisten Menschen fernbleiben. Gleiches gilt für einen Telefonanbieter, der grundsätzlich mithören will.

(aus: „Datensammlungen wie die von Facebook sind eine tickende
Zeitbombe“ von Katharina Nocun, auf Handelsbatt.com, 27.03.2018)

 

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